Auch in diesem Jahr ziehen die Sternsinger der katholischen Kirche in Gehrden, Wennigsen und Barsinghausen unter Corona-Bedingungen von Haus zu Haus. Sie überbringen den Segen für das neue Jahr und sammeln Geld für einen guten Zweck. Allerdings tun sie dies wieder ohne Gesang und mit Mund-Nasen-Schutz – und erneut in Minigruppen mit Sicherheitsabstand. Vor dem Gehrdener Rathaus haben am Donnerstag die beiden Schwestern Viktoria (14) und Katharina (10) aus Wennigsen-Holtensen den Segensspruch aufgesagt und mit Kreide an die Fassade geschrieben. Von Bürgermeister Cord Mittendorf gab es für die besonderen Mühen viel Lob – und eine Spende zugunsten von Kinderprojekten in Afrika.
„Es ist toll, dass ihr trotz der Corona-Umstände sogar nur im Familienverband loszieht, um darauf aufmerksam zu machen, dass es auch noch andere Leiden in der Welt gibt als nur Corona“, sagte Mittendorf. Der Familienvater Michael Henke hatte seine beiden Töchter zuvor mit dem Auto nach Gehrden gebracht und auf die erschwerten Bedingungen hingewiesen. „Wir kommen wegen der Ansteckungsgefahren nur als familieninterne Abordnung und halten strenge Auflagen ein“, sagte Henke.
Wegen der Corona-Pandemie hätten sich in diesem Jahr nur
15 Kinder der Pfarrgemeinde für die Aktion angemeldet. Im Vorjahr seien es noch rund 20 gewesen. „Drei Kinder sind kurzfristig auch noch wegen einer angeordneten Quarantäne ausgefallen“, sagte Henke. Nach Angaben des Vaters aus Holtensen hatte die katholische St.-Bonifatius-Pfarrgemeinde mit den Standorten in Gehrden, Barsinghausen und Wennigsen wegen der Widrigkeiten im Vorfeld viel weniger Werbung für die Hausbesuche gemacht. Trotzdem hätten sich 95 Haushalte und Institutionen aus für eine Teilnahme an dem Projekt angemeldet. In diesem Jahr kommt die Spendensammlung Gesundheitsprojekten für Kinder in Afrika zugute. Unter anderem werden damit Prothesen für Kinder finanziert, die unter Kriegsverletzungen oder Missbildungen leiden. „Außerdem ist das Geld zugunsten einer Verbrennungsklinik für Kinder in Afrika, wo es im Alltag kaum Sicherheitsstandards gibt“, sagte Henke. Das dritte Förderprojekt sei der Ausbau von medizinischen Angeboten im Südsudan, wo viel zu wenige Hausärzte praktizierten.
Es war die 14-jährige Viktoria, die mit Kreide den neuesten Segensspruch an die Rathausmauer schrieb. Die Buchstaben in „20*C+M+B*22“ stehen für den lateinischen Satz „Christus mansionem benedicat“, übersetzt ins Deutsche: Christus segne dieses Haus. Den aktuellen Segensvers „Mit Abstand das Beste“ sagten beide Schwestern bei ihren zweiten Sternsingereinsatz später noch einige Male auf. „Wir besuchen heute noch neun weitere Haushalte in Gehrden, Northen und Degersen“, kündigte der Vater beim Abschied an.
Calenberger Zeitung vom 08.01.2022