Gehrden. Seit gestern ist in den Schulen sozusagen wieder alles auf Null gestellt. An den weiterführenden Schulen sind alle Jahrgänge in das sogenannte Homeschooling geschickt worden; mit Ausnahme der Abschlussjahrgänge. Die Grundschulen beginnen mit eine Woche Distanzlernen, bevor ab dem nächsten Montag, 18. Januar, wieder das Wechselmodell greift. Demnach ist die eine Hälfte der Klasse in der Schule, die andere zu Hause.
Sonderlich überrascht sei sie nicht gewesen, sagt Nina von Zimmermann. Die Leiterin der Grundschule Am Castrum hatte damit gerechnet, dass „ein neues Szenario“ drohe. Diese Woche sind alle Jungen und Mädchen zu Hause. An der Grundschule Am Castrum hat sich die Schulleitung allerdings nicht für einen wöchentlichen Wechsel entschieden, sondern für einen täglichen. „Manche Schüler gehen uns verloren, wenn sie eine Woche nicht da sind“, begründet von Zimmermann.
In der letzten Ferienwoche hat sich die Schule bereits auf den Start vorbereitet. Es wurden Arbeitspläne erstellt und verschickt. Gestern mussten die Schüler einen Teil der Materialien abholen. „Es ist für alle eine schwierige Situation“, gesteht von Zimmermann, auch wenn sich schon eine gewisse Professionalität eingestellt hätte. Zudem wurde eine Notbetreuung eingerichtet. 25 Kinder wurden dafür bislang angemeldet.
Keine Klassenarbeiten
Eines steht fest: Es werden keine Klassenarbeiten mehr geschrieben. „Am liebsten wäre mir sogar, es gäbe keine Zeugnisse“, meint von Zimmermann. Stattdessen halte sie einen ruhigen Austausch mit den Kindern und den Eltern für sinnvoller. Schließlich seien durch das Distanzlernen nicht für alle die Bedingungen gleich. „Da gibt es individuelle Unterschiede“, weiß von Zimmermann. Und sie gibt zu: Die Schere sei in den Klassen größer geworden. „Wir müssen differenzierter planen“, sagt sie. Die Diskrepanzen zwischen den Kindern beschleunige sich spür- und sichtbar.
Mit den Grundschülern daheim seien auch Videochats geplant. 40 iPads wurden deshalb ausgegeben. „Wir hoffen, dass wir alle Familien erreichen“, sagt von Zimmermann. Sie schränkt aber auch ein: Digitaler Unterricht sei gerade für die ersten Klassenstufen eine große Herausforderung und Belastung. Unabhängig davon sei aber auch der Aufwand für die Lehrer durch das Wechselmodell deutlich größer geworden, zumal die Gruppen unterschiedlich schnell seien. Doch von Zimmermann sieht auch Lerneffekte für die Schule. Die Digitalisierung werde vorangebracht, die Selbstständigkeit der Kinder werde gefördert und die Zusammenarbeit mit den Eltern verbessere sich. „Wir versuchen, aus der Situation das Beste zu machen“, sagt die Schulleiterin.
Auch an der Grundschule Am Langen Feld sind die Verantwortlichen auf die veränderte Unterrichtssituation vorbereitet. „Distanzlernen kennen ja alle Eltern und Schüler schon“, sagt Schulleiterin Stefanie Diemert. Das Wechselmodell sei zudem bereits aus dem vergangenen Jahr erprobt. Da Haushaltsmittel des Landes für die Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen seit vergangener Woche abgerufen werden können, wird die Grundschule FFP-2-Masken für das Kollegium, CO2-Messgeräte und einige Spuckschutzwände anschaffen. Dafür stehen 19,50 Euro pro Schüler zur Verfügung.
Abiturienten sind präsent
Mit dem sogenannten Szenario C startete das Matthias-Claudius-Gymnasium (MCG) ins neue Jahr. Dies bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler ausschließlich im Distanzlernen mit Aufgaben, Materialien und Videokonferenzen versorgt werden. Um den Schülerinnen und Schülern den Überblick über die gestellten Aufgaben zu erleichtern, werden die Lehrkräfte das Aufgabenmodul in IServ nutzen. Die Abgabe der Aufgaben erfolgt dann entsprechend der Vorgaben der Lehrkräfte über das Kursnotizbuch in OneNote oder das Aufgabenmodul in IServ.
Alle Klausuren und Klassenarbeiten für die Jahrgänge fünf bis zwölf im Januar entfallen. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil im Sinne der Infektionseindämmung größere Gruppen verschiedener Schülerinnen und Schüler gerade nicht in die Schule kommen sollten.
Der Unterricht im Jahrgang 13 findet zwar gemäß Szenario B (Wechselmodell) statt, dennoch werden alle Jugendlichen des Jahrgangs in jeder Woche unterrichtet. „Diese Variante erscheint als Vorbereitung auf das bald anstehende Abitur am sinnvollsten“, schreibt der stellvertretende Schulleiter Christian Steinert auf der Homepage des Gymnasiums. Dieser Unterricht solle in möglichst großen Räumen stattfinden, sodass unter Wahrung der geltenden Abstandsregeln der gesamte Kurs gemeinsam unterrichtet werden könne. Sollte dies in Einzelfällen nicht gelingen, so werden die betreffenden Kurse auf zwei benachbarte Räume aufgeteilt.