Die Aufschrift auf ihrer Dienstkleidung ist gut zu lesen: „Ordnungsamt“ steht auf den blauen Jacken in Großbuchstaben. Mit dieser Bezeichnung sind für Tanja Petermann und Desiree Helpap eine ganze Reihe von Aufgaben verbunden.
Politessen? Diese Dienstbezeichnung trifft bei den beiden neuen städtischen Mitarbeiterinnen nicht mehr zu. Für die Überwachung des ruhenden Verkehrs, wie im Behördendeutsch die Suche nach Parksündern genannt wird, sind Petermann und Helpap zwar auch weiterhin zuständig – ebenso wie ihre bisherigen Vorgänger mit den gleichlautend bedruckten Westen. Das Verteilen von Knöllchen, wie es umgangssprachlich heißt, ist aber nur noch einer von vielen Aufgabenbereichen. „Wir wollen als Ansprechpartnerinnen für die Bürger zur Verfügung stehen und beantworten auch Fragen zu ordnungsbehördlichen Nachbarschaftsangelegenheiten oder Corona-Anordnungen“, betont Petermann und erntet von Kollegin Helpap ein zustimmendes Nicken.
Ziel ist mehr Bürgernähe
Die beiden Frauen bilden seit kurzer Zeit den neuen Außendienst der Stadt. Petermann hat ihre Aufgabe im September übernommen. Helpap wird seit dem 1. Februar von ihr eingearbeitet. Mehr Bürgernähe und mehr Aufklärung: Das ist es, was die Stadt mit den neuen Kontaktpersonen anstrebt. Die 41-jährige Petermann verweist deshalb auf die Dienstkleidung mit der gut lesbaren Aufschrift. „Wir wollen für den Bürger als Bindeglied zur Stadt gut erkennbar sein und stehen auch im Vorbeigehen für Fragen zur Verfügung“, sagt sie. Kürzlich sei sie genau auf diese Weise spontan auf einen schiefen Verkehrsspiegel bei einem Auto in der Kernstadt angesprochen worden. „Solche Probleme notieren wir und geben das in der Verwaltung an die zuständigen Stellen weiter“, erklärt Petermann.
Der neue städtische Außendienst ist im Verwaltungsfachdienst Sicherheit, Ordnung und Bürgerservice angesiedelt. Diese Begriffe sind auch zutreffend, wenn es um die Aufgabenvielfalt geht. Auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus lässt sich beim Rundgang des neuen Teams schnell ein gutes Beispiel beobachten: Die Gehrdenerin Evelyn Jacobs nutzt die Begegnung, um die Außendienstlerinnen nach der Maskenpflicht für zwei Nachhilfeschülerinnen zu fragen.
Sie erfährt von den städtischen Kontaktpersonen Einzelheiten: Die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes gilt demnach erst ab einem Alter von sechs Jahren. Auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus reiche laut Außendienst für Erwachsene eine Alltagsmaske, sobald der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht mehr eingehalten werden könne. Medizinische oder FFP2-Masken sind demnach dort nicht vorgeschrieben – anders als in Einzelhandelszonen. „Das wurde oft geändert, da können Unsicherheiten entstehen“, zeigt Petermann für die Fragen Verständnis.
Viele Bereiche im Blick
Die 41-Jährige ist gelernte Zahntechnikerin, in Gehrden geboren und aufgewachsen. Die 31-jährige Helpap hat ursprünglich eine Ausbildung im Bereich der Rechtspflege absolviert und wohnt seit elf Jahren in der Kernstadt. Beide sind Mütter, wollten sich beruflich verändern und freuen sich über den neuen Job an der frischen Luft. „Im Rathaus gibt es für uns nicht viel zu tun, wir sind unterwegs“, betont Petermann. Ordnungsbehördliche Fragen zum Rückschnitt von Hecken oder zu Pflichten von Grundstücksbesitzern im Bereich Winterdienst wollen die Frauen künftig ebenso beantworten, wie sie regelmäßiger in den Gehrdener Ortschaften auf Ordnungswidrigkeiten achten wollen.
Zum Job des Außendienstes gehört aber auch weiterhin die Überwachung von Park- und Halteverboten für Autofahrer.
Die neuen Mitarbeiterinnen wissen, dass sie in dieser Funktion nicht immer beliebt sein werden. „Da braucht man ein sicheres Auftreten und darf sich nicht alles gefallen lassen“, weiß Petermann inzwischen. Sie sei bereits beschimpft und sogar schon der Nötigung bezichtigt worden. „Falsch abgestellte Autos können aber unter anderem die notwendige Fahrbahnbreite so beeinträchtigen, dass nicht mehr genug Platz für Rettungsfahrzeuge oder die Müllabfuhr übrig ist.“ Nachsicht sei in solchen Fällen nicht zu erwarten.
Viele freundliche Reaktionen
Es gehe dem Außendienst nur um die Einhaltung von Regeln, die sich eine Gesellschaft gegeben habe. „Wir sind angestellt, um die Straßenverkehrsordnung zu überwachen“, stellt Petermann klar. Ihre neue Kollegin hat auch schon sehr freundliche Reaktionen erlebt. „Es gibt viele nette Menschen, die sich darüber freuen, dass wir den Job machen“, sagt Helpap und lächelt.
Calenberger Zeitung vom 13.02.2021